Wolfgang Kneidinger

Das Palais Coburg wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal nach 2014 mit dem Titel „Beste Weinkarte der Welt“ des renommierten Magazins World of Fine Wine ausgezeichnet. Insgesamt sechs Weinkeller mit spezieller Widmung und idealem Klima für beste Weinraritäten beherbergen 60.000 Flaschen aus vier Jahrhunderten. Gepaart mit der mittelalterlichen Architektur der alten Bastei präsentiert das Palais Coburg Weinkultur und Genuss in Vollendung. „Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung und fühlen uns dadurch in unserem Weg bestätigt. Mein Dank gilt meinem aktuellen und den ehemaligen Sommeliers, die die Keller mitgestaltet haben und natürlich unserem Eigentümer, der uns den so wichtigen Gestaltungsfreiraum ermöglicht. Ich bin nun seit fünf Jahren im Palais Coburg für die Weinbelange zuständig, bin mir aber bewusst, dass diese Weinkarte ein Projekt ist, welches viele Jahre früher gestartet und noch lange nicht am Ende ist“, sagt Wolfgang Kneidinger, Chefsommelier und jetziger Geschäftsführer des Palais Coburg Weinarchiv.

© Palais Coburg, Tina Herzl

Verkostungsnotizen von Wolfgang Kneidinger

Frisch geöffnet im Weißweinglas bei 8°C. Es zeigen sich grün gelbe Apfelaromen, etwas Apfelsaft, kreidig, grüne Walnuss, etwas kalter Rauch, auch Gewürze, Kümmel. Am Gaumen findet sich gelbe Apfelfrucht, Rauch und grüne Walnuss wieder. Der Wein wirkt noch etwas streng.

Fazit: Morgen noch einmal im Rotweinglas und einer Temperatur von 12°C probieren.
Gesagt, getan. Zu den Aromen haben sich exotische Früchte gesellt. Leicht rauchig und speckige Nuancen treten hervor, jedoch wirken sie sehr gut integriert. Die Frucht bleibt dominant. Am Gaumen wirkt der Wein jetzt viel stimmiger mit dieser herrlichen nussigen Note. Die Länge am Gaumen hat ebenso gut zugenommen. Somit ist dieser Wein ein perfektes Beispiel dafür, dass zu kalte Temperatur und zu frühes Antrinken dem Genuss abträglich sein können.

Dieser Merlot zeigt Aromen von Johannisbeere, dezente Kräuteraromen, etwas schwarzer Pfeffer und Weichselkompott. Seine Säure gibt dem Wein die nötige Frische ohne dominant zu sein. Ein bisschen Schokolade und Kakao, etwas Zimt komplettieren die Nase. Die Tannine wirken frisch geöffnet robust und prägen das erste Empfinden. Nach und nach zeigen sich auch Noten von Bitterschokoladen, Kirsch- und Johannisbeeraromen.

Dieser Wein ist sicherlich nicht für Jahrzehnte geschaffen, sondern eher für den Genuss in den nächsten ein bis vier Jahren gedacht. In diesem Zeitraum garantiert er diesen jedoch und ist ein Geheimtipp im Preis-Leistungs-Vergleich.

Frisch geöffnet zeigt sich eine tief dunkle Frucht. Leicht animalische Noten, Sattelleder, etwas Graphit. Er wirkt etwas streng und verschlossen in der Nase und präsentiert sich eher verhalten für einen Merlot. Am Gaumen wirkt eine wunderbare Harmonie von Tannin und Säure. Das Tannin ist sehr lebendig und sehr jugendlich. Allerdings, und nur darauf kommt es an, zeigt es sich in ausgezeichneter Reife und Struktur. Der Wein ist einfach deutlich zu jung, lässt aber erkennen, welche Klasse er (noch) versteckt.

Zwei bis drei Stunden später …
In der Nase spielt sich jetzt eine ganz andere Geschichte ab. Feine Kirsche, überreife Himbeere, perfekt reife Brombeere – nichts Marmeladiges oder Überreifes. Etwas Veilchen, Graphit und Bleistiftnoten. Generell präsentiert sich die Nase wesentlich runder und intensiver als zuvor. Am Gaumen etwas runder und voller, aber noch immer ist das Tannin sehr präsent. Allerdings, wie bereits erwähnt, in perfekter Qualität.
Diesen Wein jetzt zu trinken macht Spaß, ist aber auch ein Fehler. Wesentlich mehr Freude wird er ab dem Jahr 2020 oder noch später bereiten. Geduld zahlt sich in diesem Fall sicherlich aus.

Die Flaschenpost ist unser Weinabo. Dieses sorgt für den Genuss der von uns zusammengestellten Weine, inklusive der spannenden Kostnotizen unserer Gastautoren. Unsere Flaschenpost im Winter 2017 wurde von Wolfgang Kneidinger vorgestellt.

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