Edouard Thorens
Written by Petra Gratzer-Weninger on the 24th of October 2019Kaum vorzustellen, doch der Ort, an dem ich Franz "Junior" Weninger das erste mal traf, war Montrèal im kanadischen Quebec. Es war im November 2018, bei "Raspipav", einer dortigen lokalen Weinmesse. Ich hatte schon viel über die Weine gehört und meine liebe Freundin Emily Campeau sollte in dem Jahr bei Franz bei der Lese mithelfen, es war also schnell klar - ich musste die Weine so schnell wie möglich kennenlernen.
Ich kann mich noch lebhaft an diese erste Verkostung erinnern. Franz zeigte mir alle Weine, vom EU-Rosé bis hin zum Lagenblaufränkisch. Woran ich mich jedoch besonders gut erinnern kann, ist das lange, intensive Gespräch, das ich mit Franz hatte. Ich habe schon unzählige Winzer aus der ganzen Welt getroffen, aber es waren nicht viele dabei, die derart im Reinen sind mit dem, was sie tun, derart in ihrem Terroir verwurzelt. Sich jedes Details bewusst, neugierig auf Neues, bereit ihre Komfort-Zone zu verlassen, nur um den saftigsten Wein ever zu keltern. So ist Franz, und wir hatten eine großartige Zeit zusammen.
Wenige Monate war ich dann in Horitschon, Mittelburgenland, Österreich. In seiner hellen gelben Jacke gekleidet nahm mich Franz auf eine Weingartentour mit. Die Geschichte, die Lagen, die Hügel, der Wind, die Vögel... Ich konnte diesen Schwall an Informationen kaum verarbeiten, doch die Tour war unvergesslich. Franz erzählt nicht nur und teilt sein Wissen wie kaum ein Zweiter, er kümmert sich auch, fragt und hinterfragt, immer gewillt selbst von seinen Mitmenschen zu lernen.
Bei jedem Besuch, bei jeder Verkostung lernte ich Franz' Art zu arbeiten besser kennen und lernte mehr über seinen Stil, seine Persönlichkeit und den Background des Weinguts. Ich habe wirklich keine Sekunde überlegen müssen, als mich Petra fragte,die nächste "Flaschenpost" zu schreiben. Hier meine Meinung zu den drei aktuellen Weinen...
Verkostungsnotizen von Edouard Thorens
- Fehérburgundi 2017
Fehérburgundi bedeutet auf ungarisch Weißburgunder aber der 2017er hat auch einen kleinen Anteil an Grauburgunder dabei. Müsste ich mich bei der Beschreibung dieses Weins auf ein Wort eingrenzen, wäre das ganz klar: Frische. Ich habe mir gerade das Glas eingeschenkt und obwohl es etwa 50cm von meiner Nase entfernt ist, merke ich, wie seine erfrischende Art den Raum erfüllt. Die Trauben stammen aus zwei Lagen und der Wein zeigt den Charakter von beiden - sogesehen transportiert er nicht eine Lage, sondern Lagen. Vom Frettner stammt der Großteil der Cuvée, er liegt auf einem nordwestlich ausgerichteten Hang, dahinter liegt der Kohlenbergerwald. Am späten Nachmittag liegt der Weingarten im Schatten, die Nächte sind kühler und die frische Brise vom See sorgt stets für Durchlüftung. Kalkhaltige Böden sind immer bestens für Burgundersorten geeignet und Frettner ist hier keine Ausnahme. Der restliche Anteil des Verschnitts stammt vom Steiner. Dieser liegt nur wenige Kilometer Richtung Südosten aber ohne Wald, der das Mikroklima ausgleichen würde, daher ist es hier viel heißer. Im Sommer kann es hier schon mal über 40 Grad haben! Die Trauben werden hier goldener, voller und breiter in der Aromatik. Das spürt man wahrscheinlich als erstes, wenn man den Wein probiert, diese hellen, reifen Zitrusnoten, eher in Richtung Grapefruit als Zitrone, der Steiner eben. Wenn dann der Wein Minuten nach dem ersten Schluck am Gaumen nachhallt, kommt die kalkige Mineralität mit ihrer unverkennbaren Frische zum Zug - da merkt man, dass der Frettner den Ton angibt.
- Hochäcker 2017
Dieser Lagen-Blaufränkisch stammt vom Hochäcker, der historischen, als ersten ausgepflanzten Lage in Horitschon, als sich alle anderen Weingärten in Neckenmarkt oder Ritzing befanden. Der Boden ist lehmhaltig doch mit vielen Steinen versetzt, die für perfekte Drainage sorgen - mit Glück kann man hier und da sogar fossile Austernschalen finden. In diesen wunderschönen grünen Weingärten mit reichhaltiger Begrünung werden die Trauben klein und sehr konzentriert. Die Nase ist elegant und diskret und erinnert an frisch gequetschte Kirschen. Am Gaumen ist er hell und großzügig, der Lehmboden macht sich bemerkbar. Die Frucht entwickelt sich in Richtung knackiger blauer und schwarzer Beeren, aromatische, grüne Nuancen bringen eine wohltuende Frische wieder ins Spiel und der mineralische Nachhall bleibt sekundenlang erhalten...Die Trauben werden gerebelt und nur ganz behutsam eingemaischt, die Reifung erfolgt in großen Holzfässern ohne Abstich und ohne aufgefüllt zu werden. Die daraus entstandene Eleganz und Finesse nimmt der Wein in die Flasche mit. So sehr, dass ich locker ein weiteres Glas trinken könnte!
- Syrah 2016
Syrah in Ungarn? Aber ja! Nachdem Leute immer wieder die Würze bei seinem Blaufränkisch mit der Charakteristik der nördlichen Rhône verglichen, beschloss Franz "Senior", dass es an der Zeit war, eine echte Rhône-Traube auszupflanzen. Damit sind wir wieder beim Steiner mit seinen Gneiss- und Glimmerschieferböden und seinem immer heißen und trockenen Mikroklima. Eine Umgebung, in der sich Syrah sichtlich wohl fühlt. Die Aromen sind einladend, die Sorte ist kaum zu verwechseln. Er hat natürlich nicht diese fülligen, fast cremigen Noten, die man etwa mit einem reifen Saint-Joseph asoziieren würde, sondern eher die Eleganz und Finesse weiter nördlich an der Côte Rôtie. Am Gaumen ist er fleischig, pfeffrig, es dominieren reife, dunkle Beeren. Ich nippe daran und kann nicht anders, als an die gebratene Lammschulter denken, die ich jetzt gerne vertilgen würde. Ein "Essens-Wein" wie er im Buche steht. Der Syrah 2016 wird der perfekte Begleiter zu eurem Sonntagsessen und er wird ganz sicher auch den Schwiegereltern munden! Rosmarin zum Braten dazu aber nicht zu viel Gewürze, die hat schon der Wein! Bevor man auf die Idee kommt, dass der Wein marmeladig schmecken könnte, möchte ich daran erinnern, dass die für Franz' Weine typische Frische auch in diesem Tropfen "part of the game" ist. Die rasiermesserscharfe Säure wird mit dem Lamm-Fett locker fertig und euren Gaumen für weitere Gänge frisch halten.Freundlicher Hinweis: sorgt dafür, dass eine zweite Flasche in der Nähe ist, die erste könnte schneller leer sein als euch lieb ist.
Die Flaschenpost ist unser Weinabo. Dieses sorgt für den Genuss der von uns zusammengestellten Weine, inklusive der spannenden Kostnotizen unserer Gastautoren. Unsere Flaschenpost im Herbst 2019 wird von Edouard Thorens vorgestellt. www.thewinestache.com.*