Fritz Ostermayer

Written by Franz Weninger on the 21st of December 2021

Wir freuen uns sehr, dass wir Fritz Ostermayer - Journalist, Autor, DJ, Musiker, gebürtiger Burgenländer und vielen bekannt aus seiner FM4-Radiosendung „Im Sumpf“ - als Wein-Schreiber gewinnen konnten. Fritz hat von uns volle künstlerische Freiheit gemeinsam mit einem umfassenden Weinpaket erhalten. Seine ersten Eindrücke über die bereits entkorkten Flaschen dürfen wir hier schon präsentieren. Der Pinot Noir 2020 ist im Flaschenpost-Paket enthalten. Der Ponzichter war schon im Herbstpaket, aber wir finden Fritz ́ Text so charmant, dass wir ihn Euch trotzdem nicht vorenthalten möchten. Unbedingt auch seine Musikempfehlungen zu den Weinen nachhören! (siehe Links)
Zu den zwei anderen Winter-Weinen kommen die Infos direkt von Franz.

Degustation & Barbarei - Teil 1

Wenn es um Wein geht, bin ich Punk. Ich kenne die drei wichtigsten Akkorde: rot, weiß, rosé. Das reicht. Alles, was darüber hinausgeht, ist Jazzrock - also eitle Verkomplizierung und somit Feind jeder erhabenen Einfachheit. Oder wie mein Freund, der große Bier-Philosoph Wolfgang Weisgram, einmal weit nach Mitternacht dozierte: „Biergenuss bemisst sich ausschließlich in Quantität! Krügel ist super, Seidl deutlich schlechter, Pfiff ist kein Bier, sondern eine Zumutung. Wir Liebhaber des Hopfens dürfen nie in die Qualitätsfalle der Wein-Snobs tappen!“
So habe ich es verinnerlicht. Zumindest bei den gelegentlichen Weinverkostungen mit meinen Schattendorfer Freunden, von denen einige önologische Schätze im Keller horten, deren Versteigerung sicher das Gerstl für ein sauteures „tiny house“ einbrächte. In diesen Runden lasse ich gern den renitenten Proleten raushängen und freu mich dann kindisch, wenn die Gourmets wieder einmal einem dekantierten Tetrapack-Tröpferl Spitzenbenotungen zukommen lassen. Dankbar für königliche Räusche bin ich den Freunden aber schon.
So dankbar wie nun auch dem Franz, der ausgerechnet einem Banausen wie mir besten Stoff aus seinem Keller zukommen hat lassen, mit dem schier grotesken Ansinnen, diesen zu rezensieren. Franz weiß, dass ich hierfür ungeeignet bin, warum er trotzdem auf mich kam, ist eine eigene, gern demnächst hier erzählte Geschichte. Sie hat mit meiner FM4-Radiosendung „Im Sumpf“ und Franzens Liebe zur Musik zu tun.
Weil ich jedoch die durchgeknallt blumige Sprache der Wein-Connaisseure nicht beherrsche, bleiben mir als Hilfsmittel der Einschätzung nur musikalisch/literarische Analogien. Mir und auch den beiden Banausinnen, die sich mit mir sogleich über eine Flasche Pinot Noir 2020 und dem nach der ehemaligen Minderheit deutschsprachiger Winzer rund um Sopron benannten Cuvée „Ponzichter“ hermachten: Katja Gasser (ORF-Literatur- Chefin und kärntnerische Alles-Trinkerin) und meine Gattin Verena (tirolerische Gin Tonic-Aficionada).
Als Essensbegleitung gab es – schwerer Fehler, ich weiß – ziemlich scharfes Mapo Tofu.

Durch diese kantonesisch-ungarische Hochzeit beflügelt, erinnerte mich der Pinot Noir ruckzuck an einen guten Schlager mit Tiefgang. So einer geht sofort ins Ohr, aber beim wiederholten Hören erkennt man Abgründe. Und eine leichte Gebrochenheit in der Stimme des Sängers. Spannend sind plötzlich nicht benennbare Ambivalenzen und die Schönheit des Imperfekten.
Katja sagt, der Wein sei „Indie-Schlager“ und ich finde, sie hat Recht. Gemeinsam taufen wir den Pinot Noir „Fuzzman“ und lassen ihn uns in nicht zu kleinen Schlucken schmecken.
youtube.com/watch

Den Ponzichter empfehlen Franz und seine Frau Petra „zu einem dampfenden Teller Pasta oder einer klassischen, österreichischen Jause“. Das spielt’s bei uns nicht: die Schärfe des Mapo Tofu schreit geradezu nach diesem süffigen Roten, dessen erfrischende Säure nicht nur die Schweißbildung lindert, sondern auch zu zügigem Trinken in großzügigen Schlucken verleitet, (wie wir es vom Biersaufen eh gewohnt sind). Die verführerische Leichtigkeit dieser herrlichen Versuchung gemahnt Verena an die Brenner-Krimis von Wolf Haas, Katja sagt, wenn Clemens Setz Winzer wäre, würde er sich einen Wein wie den Ponzichter ausdenken und komische Limericks auf ihn dichten. Und ich bin mir auf einmal ganz sicher, dass ein musikalisches Pendant zum Ponzichter nur auf Tahiti zu finden sein kann. Warum, weiß der Teufel. Aber die paar tropischen Cocktails, die wir uns vor dem Essen schnell noch reingezwitschert haben, können es doch nicht gewesen sein.
youtube.com/watch

Wein-Infos von Franz:

Stein Furmint 2020

Ja Ihr merkt es gleich - nicht Steiner steht am Etikett. Aber natürlich kommt dieser Furmint von der Lage Steiner in Sopron. Doch auch in Ungarn wird die staatliche Prüfkommission, die die Weine verkostet und frei gibt, immer mehr vom Mainstream geprägt. Und dieser wunderbare Feuerstein, welcher den Furmint in der Nase prägt, dürfte den amtlichen Verkostern zu viel gewesen sein.
Daher diesmal ohne Lage am Etikett. Ich liebe diese Reduktion (mehr dazu auf unserer Webseite), denn nur Produkte mit Gärung bekommen solch eine Aromatik. Diese schützt die Weine auch für eine lange Haltbarkeit. Für mich ist dies ein Beweis dafür, dass Wein mehr ist als wir je verstehen können. Wahrscheinlich einer der besten Weine, welche mir je gelungen sind.

Veratina 2016

Veratina - „meine beiden Schwestern“ Vera und Tina zieren diesen Wein. Eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Sozusagen die Sorten, die aus der Ferne zu uns fanden. Irgendwie ist diese Cuvée die Geschichte meines Vaters und meiner Mutter. Daher hier der rote Faden meiner Eltern:

denn es gab da einen, der sang das lob von dem geraden weg (gleichwohl auch der zuweilen des drunter und drübers bedarf), voll zuversicht und mut zu neuem, auf der suche nach dem wahren wesen des weins. dazu braucht ́s auch ein quäntchen neugier. er hieß franz, so ging er seines wegs, die füß am boden, den kopf nach vorn, hübsch gerade aus. zu anfang ist er einmal kurz gestrauchelt, da lief ihm die liebe über den weg. doch was wurzeln hat, das findet immer seinen boden wieder. das ist ein glück. sie hieß martina, sie liebte auch den wein. so nahm er sie mit sich, ihr brautbukett war blumig. von da an war ́s ihr weg gemeinsam. am liebsten gingen sie durch die weingärten. und wie also die erde ihre früchte hervorbringt, so meist auch der mensch. es waren deren drei. genau zwei töchter und ein sohn. die wuchsen, lernten, reiften. und der vater ebenso. stieß er auch bisweilen gegen wände, so hat das nicht geschadet. woraus wir nun ersehen: es braucht einen festen kopf, mit ideen und allem voran einer guten nase. alsdann mit gespür und wissen, von den alten und den jungen, ging es weit und weiter, so kamen sie, wohin sie kamen. und - wen wundert ́s? - sie fanden die essenz im wein. (Text: Ulrike Juza)

Die Flaschenpost ist unser Weinabo. Dieses sorgt für den Genuss der von uns zusammengestellten Weine, inklusive der spannenden Kostnotizen unserer Gastautoren.

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